09. April 2025
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Ich liebe den Pflegeberuf

„Momo“ studiert im Klinikum Friedrichshafen Pflegewissenschaften und stellt sich bald den abschließenden Prüfungen zur Pflegefachkraft. Bild: MCB

Aus China über Israel nach Deutschland, um Pflegefachfrau zu werden

Aktuell lernen, studieren und arbeiten im Klinikum Friedrichshafen rund 1200 Menschen, einige davon sind weder in Deutschland noch in Europa geboren. Sie kamen aus ganz unterschiedlichen Gründen und Ländern an den Bodensee. So auch eine junge Frau aus der seit 1947 autonomen chinesischen Region „Innere Mongolei“.

„Momo“ – ihr Spitzname, den ihr einst ihr Englischlehrer gegeben hat - steht auf ihrem Namensschild. Die 24-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr zur Pflegefachkraft und wird nach dem Examen noch weitere drei Semester Pflegewissenschaften studieren. Um dann, wenn sie sich ihren großen Wunsch selbst erfüllt, eine Weiterbildung zur „Advance practice nurse“ zu machen. Dann könnte sie als hoch spezialisierte Pflegefachkraft selbst Diagnosen stellen, Patienten überweisen oder Medikamente verschreiben. Doch das ist noch Zukunftsmusik – in den nächsten Monaten stehen die Abschlussprüfungen im Fokus.

Ihr Weg über Israel an den Bodensee

In ausgezeichnetem Deutsch erzählt Momo von ihrem Weg aus der Inneren Mongolei über Israel an den Bodensee.

Ihre Eltern, gläubige und praktizierende Christen, nahmen Momo mit auf eine Studienreise nach Israel – dort fühlte sich das damals junge Mädchen „gleich zu Hause“. Ich mochte das Essen, ich mochte die Menschen und die Fremde überhaupt“, erinnert sie sich. Später besuchte sie eine internationale Schule in Israel, fand deutsche Freunde und Freude an der deutschen Sprache. Nach dem Abitur in Israel wollte sie nicht aufhören, Deutsch zu lernen, belegte in China einen Deutschkurs und schmiedete Zukunftspläne. Vielseitig interessiert, war sie für alles offen und fest davon überzeugt: „Egal, was ich werde, ich werde es lieben und genießen“.

Ihr Vater, der früher im chinesischen Gesundheitswesen tätig war und heute westliche und traditionelle Medizin mit pastoraler Seelsorge verbindet, weckte in Momo das Interesse an Medizin und Pflege. So bewarb sie sich für eine Ausbildung in der Pflege am Medizin Campus Bodensee und wurde angenommen: „Ich liebe den Pflegeberuf“, strahlt Momo wenige Wochen bevor sie auf die Zielgerade der Ausbildung am Bodensee einbiegt.

Hier lernte sie auch ihren Mann kennen – auch er wuchs in China auf, 800 Kilometer von ihrem Heimatort entfernt. Das seit einem Jahr verheiratete Paar mag Käsespätzle und Sauerkraut, denn so etwas Ähnliches gibt es auch in China.

Im August 2024 war sie zum letzten Mal in ihrer Heimat im Norden dieses großen Landes. Ihr Heimweh, sagt sie, war früher stärker als heute, was sie auf das Alter schiebt und die gewachsene Selbstständigkeit zurückführt.

Im Sommer 2025 wird sie die mehr als 21-stündige Flugreise zu ihren Eltern wieder antreten – dann sicher auch mit dem vom Regierungspräsidium unterzeichneten Zeugnis als Pflegefachfrau im Gepäck.