Keine Hautschnitte mehr: Gefäßchirurgen setzen auf minimalinvasive Behandlung
Gefäßchirurgen des Klinikums setzten auf noch schonendere Methode in der Behandlung des Bauchaortenaneurysmas

Bauchaortenaneurysma bleibt oft unbemerkt
Wenn die Hauptschlagader erweitert ist (Bauchaortenaneurysma), merken das Betroffene häufig nicht unbedingt und wiegen sich wegen der Beschwerdefreiheit in Sicherheit.
Mit dem Wachsen dieses Bauchaortenaneurysmas steigt aber auch das Risiko des Platzens, was lebensgefährlich sein kann. „Wer weiß, dass er ein Bauchaortenaneurysma hat, sollte dies regelmäßig kontrollieren und bei einer eindeutigen Indikation auch operieren lassen“, sagt Dr. Malte Gerbig, seit zehn Jahren Chefarzt der Klinik für Gefäßmedizin und Gefäßchirurgie Friedrichshafen.
Moderne Behandlung durch minimalinvasiven Eingriff
Rund 25 solcher Eingriffe nehmen er und seine chirurgischen Kollegen pro Jahr vor. Wurde früher noch ausschließlich die erkrankte Bauchschlagader durch eine offene Operation ausgetauscht, ist es seit zwei Jahrzehnten Standard, über die Leistenarterien eine Gefäßprothese in die Bauchschlagader einzuführen, um die kranke Aorta von innen zu stabilisieren und ein Platzen zu verhindern (EVAR = Endovascular Aortic Repair).
Auch die Friedrichshafener Gefäßchirurgen setzen seither auf die EVAR. Dieses minimalinvasive Verfahren, bei dem das erkrankte Gefäß von innen behandelt wird, ist also längst etabliert als Therapie bei unkomplizierten Aortenaneurysmen, aber auch in Notfällen.
Neuer Zugang ohne Hautschnitt
Beim Zugang zu den Leistenarterien wurden diese bisher durch einen Schnitt freigelegt, um die Punktion des Gefäßes mit einer entsprechenden Nadel und der Platzierung einer Schleuse zu ermöglichen. Über die eingeführte Schleuse werden dann die Prothese beziehungsweise die Stents in die Aorta vorgeschoben und dort freigesetzt.
Jetzt wurden erstmals die Gefäße eines betroffenen Patienten über die Haut punktiert, anstatt wie bisher die Arterien offen freizulegen.
Weniger Belastung, schnellere Genesung
Ein wichtiger Schritt in der Patientenversorgung, vor allem aus Sicht des Patienten, da dadurch eine offene Wunde in der Leiste vermieden werden kann. Nach dem Eingriff muss die Haut weder durch Fäden noch durch Klammern verschlossen werden. Damit entfällt auch später die Entfernung des Nahtmaterials. Durch ein spezielles Verschlusssystem kann das entstandene Loch im Gefäß am Ende des Eingriffs sicher verschlossen werden.
Diese Technik ist nicht ganz neu, wird aber häufig nur in speziellen Zentren regelmäßig angewendet. „Unser erster EVAR-Patient, der mit dieser Technik behandelt wurde, konnte nach wenigen Tagen bereits nach Hause entlassen werden“, freut sich Dr. Gerbig, Leiter des zertifizierten Gefäßzentrums, über die gelungene Premiere. In Zukunft soll ein Großteil der Patienten mit dieser Methode behandelt werden.