Pinke BHs am Klinikum in Friedrichshafen
Pinktober im Brustzentrum Bodensee

Seit Oktoberbeginn sorgen rund 256 pinke BHs, die am Eingang des Klinikums Friedrichshafen verteilt aufgehängt wurden, für Aufsehen und Fragen: Was hat diese Aktion zu bedeuten?
Sichtbare Zeichen für mehr Aufmerksamkeit
Sie will aufmerksam machen auf den „Pinktober“ – weltweit soll dieser für Aufklärung und Sensibilisierung in der Gesellschaft zum Thema Brustkrebs sorgen. Die pinken BHs sind somit ein weithin sichtbarer Bestandteil dieser Aktion. Über Monate hinweg wurden dafür BHs gesammelt und gespendet von Mitarbeitenden, aber auch Soroptimistinnen und anderen Unterstützenden. Dr. Hans-Walter Vollert, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Klinikums Friedrichshafen, hatte die Idee dazu und freut sich auch über die große Unterstützung der Druckerei Gresser Meckenbeuren, die all die unterschiedlichen Büstenhalter gefärbt hat.
Aktionen im und außerhalb des Klinikums
Aber die BHs vor dem Haupteingang sind nur ein Teil des Pinktobers: Der Social-Media-Account des Medizin Campus Bodensee erscheint diesen Monat pink, es gibt einen Tag der offenen Tür für Schüler, der dem Thema Vorsorge gewidmet ist, es gibt Vorträge… Dr. Hans-Walter Vollert, der seit über 20 Jahren das Brustkrebszentrum Bodensee, Standort Friedrichshafen, leitet, hat viel angeschoben, um im Aktionsmonat möglichst viele zu erreichen.
Ein zertifiziertes Zentrum mit Erfahrung
Das Brustkrebszentrum Bodensee wurde 2006 erstmals und seither ununterbrochen durch die Fachgesellschaft zertifiziert. Für den Chefarzt ist klar: „Qualität durch Quantität“. Aber „ich bin als Operateur nur der Handwerker, die hervorragende Zusammenarbeit in unserem interdisziplinären Zentrum ist das, was es ausmacht“. Das Brustzentrum kooperiert seit Anbeginn mit der Frauenklinik des Klinikums Konstanz – bei der Tumorkonferenz jeden Montag werden alle Patientenfälle besprochen. Mit am Tisch der Tumorkonferenz sind dann Experten der Gynäkologie, Pathologie, Radiologie, plastischen Chirurgie, Onkologie und Strahlentherapie.
Zahlen und Entwicklungen – Brustkrebs heute
Ein Blick zurück: Während es vor 20 Jahren noch rund 40.000 Männer und Frauen pro Jahr waren, die an Brustkrebs erkrankten, sind es heute etwa 78.000. Warum? Weil das Brustbewusstsein, um das es bei Pinktober geht, stärker geworden ist. Dadurch werden Veränderungen in der Brust früher wahrgenommen, schneller diagnostiziert und behandelt. Vorbild sind viele „VIPs“ – Angelina Jolie, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Sylvie Meis und andere, die mit gutem Beispiel vorangegangen sind. Die Inzidenz ist zwar gestiegen, die Mortalität dafür aber deutlich gesunken durch die immer individuelleren Therapien.
Was kann Frau oder auch Mann aber selbst tun? Natürlich sei das regelmäßige Abtasten der Brust eine Möglichkeit, allerdings erkenne eine Frau, die nicht regelmäßig und ungeübt abtastet, nur Knoten einer Größe von zwei Zentimetern. Eine geübte Frau hingegen erkenne schon Knoten einer Größe von einem Zentimeter.
MTU – die Medizinisch-Taktile Untersucherin
Wie man die Brust abtastet, lernt Frau unter anderem auch bei einer MTU – die „Medizinisch-Taktile Untersucherin“ ist eine speziell ausgebildete Person, die meist blind oder stark sehbehindert ist und mit ihrem ausgebildeten Tastsinn Tumore frühzeitig erkennen kann. Mit einer solchen MTU hat das Brustkrebszentrum gute Erfahrungen gemacht, leider verstarb die profilierte Kollegin viel zu früh. Aktuell ist Dr. Vollert auf Sponsorensuche, denn er hat eine neue interessierte Frau gefunden, die bei „Discovering hands“ – einem Sozialprojekt, bei dem sehbehinderte und blinde Frauen zur MTU ausgebildet werden – starten möchte. Die Ausbildungskosten betragen rund 40.000 Euro: „Das ist nicht nur eine Investition für das Brustzentrum, sondern für die ganze Region.“ Finanzielle Unterstützung ist also willkommen und kann auf das Konto des Vereins der Freunde und Förderer des Klinikums Friedrichshafen (IBAN DE07 6905 0001 0024 2432 14) mit dem Verwendungszweck „MTU“ überwiesen werden.
Mammografie und Ultraschall – was zahlt die Kasse?
Die Kosten der MTU werden übrigens von Krankenkassen übernommen, da die MTU ähnlich wie eine Mammografie eine gute Vorsorgemöglichkeit ist. Im Alter von 50 bis einschließlich 75 Jahren können Frauen eine Mammografie machen. Dies ist eine Bildgebung zur frühzeitigen Erkennung, welche auch schon Vorstufen erkennen kann. Nicht zu verwechseln mit dem Ultraschall – dieser sei nur eine Ergänzung und könne keine Vorstufen erkennen.
KI und Technik als Zukunft der Vorsorge
Und die KI? Dr. Vollert sieht sie positiv: Er kooperiert unter anderem auch mit der Fachhochschule Vorarlberg in Dornbirn. Hier werden VR-Brillen, die die richtige Abtastung unterstützen, entwickelt. Darüber hinaus nutzt KI natürlich tausende Datensätze von Erkrankten, die die Therapieansätze unterstützen.
All das hilft, sagt Dr. Hans-Walter Vollert: „Brustkrebs kann uns alle betreffen – nicht nur jede achte Frau, sondern auch wir Männer.“